Sonntag, 4. Oktober 2015

DER HAKEN MIT DEM KREUZ

HEMD ODER HOSE?

Stellen wir uns vor, unsere politische Meinung wäre die Hose und unser persönliches Schicksal das Hemd; und wenn wir am 11. Oktober die Wahlkabine betreten, müssten wir entscheiden, welches der beiden Stoffe wir abgeben wollen, Hemd oder Hose.

Wenn da also das Kreuzchen zu machen wäre und man in Andacht versinkt, ob man eher Strache oder Faymann zutrauen würde, das Asylproblem zu lösen, würden garantiert ganz viele ganz weit rechts ankreuzen. Aber wenn die Frage in einem hochkäme, ob man eher Faymann oder Strache zutraute, die Renten zu sichern oder die monatliche Sozialhilfe, dann werden bestimmt einige, die mit flatternder brauner Hose eingelaufen sind, ins Nachdenken geraten. Denn was geschieht, wenn Strache zwar hohe Mauern errichtet und die Asylanten eine Weile aufhalten kann, aber die Fürsorge nicht klappt, weil allein der ganze Sicherheitsaufwand wahrscheinlich eine Menge Geld kosten wird. Vielleicht dann doch lieber das Hemd anbehalten? Was überwiegt, die Wut oder der Verstand?

Mit anderen Worten, was wäre einem wichtiger, die politische Meinung oder die persönliche Zukunft. An diesem Punkte entscheidet sich auch, als welchen Charaktertyp man aus der Wahlkabine treten will. Als Optimist, der glaubt, dass Rot-Grün das Kind schon schaukeln wird, als Opportunist, der nur die Roten wählt um die Braunen zu verhindern oder als Radikaler der egal was mit ihm selber geschieht, seine ideologische Linie vertritt.

In sicheren Zeiten, in denen die Rechtsparteien keinen wirklichen Schaden anzurichten vermögen, mag manch einem schonmal aus Wut der Kuli ausrutschen. Es passiert ja nichts. Aber diesmal muss die Entscheidung unter einer ganz anderen Prämisse gesehen werden - diesmal bedeutet das Kreuzchen wirklich was. Diesmal ist es richtiger Sport, großes Tennis. Denn dieses Mal geht man eben nicht in die Wahlkabine, wischt der Regierung kurz einen aus und widmet sich anschließend wieder dem Alltag. Diesmal kann es einem passieren, dass man nach der Tat auf die Straße tritt und der Herbst der Demokratie das blühende Land in einen braunen Sumpf verwandelt hat.

70 Jahre alte Träume könnten wahr werden. Endlich Götterdämmerung. Deutsch wird gesprochen, österreischisch gedacht. Gewalt regiert, Polizei überwacht. Herrlich! Aber Moment, noch ist das Kreuzchen nicht gemalt. Warum, könnte man sich plötzlich fragen, bräuchte die Regierung Strache in Wien eigentlich 1500 neue Polizisten? Wozu denn, wenn doch die Bildung rapide steigen würde, die Sozialbauten gesichert wären, die Renten fröhlich wüchsen, die neuen Arbeitsplätze aus dem Boden schössen, jedem ein Parkplatz garantiert würde, der Islam vernichtet wäre, die Ausländer - die ja die Hauptkriminellen sind - abgeschoben wären - ja, wozu dann mehr Polizei?

Könnte es vielleicht sein, dass die Polizei statt der ausländischen Kriminellen nunmehr Jagd auf die inländischen Kriminellen macht, die deswegen kriminell werden, weil sie als alleinerziehende Mutter keine Unterstützung mehr erhalten oder man sich über das Rauchgebot hinwegsetzt?

Wählen Sie den größten Freiheitlichen aller Zeiten, den Gröfaz und Sie werden spüren, dass auch ein kleines Kreuz so seine Haken hat.


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